Mit gezielten Nadelstichen die Nebenwirkungen lindern

Seit Anfang des Jahres gehört Dr. med. Lisa Markhardt zum Team des ZIO. Die Onkologin und Hämatologin bringt nicht nur ihre Kenntnisse als Fachärztin ein, sondern ist auch Spezialistin für Akupunktur.

Frau Markhardt, seit Anfang des Jahres arbeiten Sie für das ZIO. Welche Schwerpunkte decken Sie in Ihrer Tätigkeit ab?
Lisa Markhardt: Ich behandle vor allem Patientinnen und Patienten mit onkologischen und hämatologischen Erkrankungen. Dabei kann ich ihnen eine integrative onkologische Behandlung bieten, indem ich anthroposophische Therapien, aber eben auch Praktiken aus der Traditionellen Chinesischen Medizin wie Akupunktur hinzunehme.

Was erreichen Sie mit einer Akupunktur?
Lisa Markhardt: Ich verfolge zwei Ziele. Zum einen unterstütze ich mit einer Akupunktur die Patientinnen und Patienten auf einer emotionalen, psychischen Ebene. Zum anderen hilft eine solche Behandlung auch bei der Reduktion von Nebenwirkungen.

Was sind typische Beschwerden, die Sie mit Akupunktur behandeln?
Lisa Markhardt: Die Beschwerden sind ganz vielfältig. Eine Chemotherapie beispielsweise kann Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erschöpfung, Magen-Darm-Beschwerden oder Geschmacksveränderungen mit sich bringen. Diese können mit Akupunktur sehr gut behandelt werden. Patienten, deren Erkrankung mit einer Endokrinentherapie, also einer antihormonellen Therapie behandelt wird, entwickeln häufig Gelenkbeschwerden oder haben Hitzewallungen. Diese kann man mit der Akupunktur auch ganz gut eindämmen.

Dann wenden Sie Akupunktur erst an, wenn die Beschwerden schon bestehen?
Lisa Markhardt: Nein. In gewissen Fällen lohnt sich auch eine prophylaktische Behandlung. Weil wir wissen, dass bestimmte Chemotherapie-Medikamente zu 80 bis 90 Prozent polyneuropathische Beschwerden verursachen – also Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl oder Sensibilitätsstörungen an Händen und Füssen auslösen – biete ich Patientinnen und Patienten bereits zum Therapiestart eine Akupunktur an, damit die Beschwerden gar nicht erst auftreten.

Wie gestaltet sich der Behandlungsablauf für Ihre Patienten?
Lisa Markhardt: Meistens ist der Termin für 45 Minuten angesetzt. Am Anfang steht ein Gespräch, in dem die Beschwerden im Vordergrund stehen. Danach folgt die Akupunkturbehandlung an sich; da verteile ich die Nadeln. Während einer Ruhezeit von 20 bis 30 Minuten, in der sich die Patientinnen und Patienten bewusst Zeit für sich nehmen sollen, wirken die Nadeln. Danach werden die Nadeln gezogen und die Patienten gehen wieder nach Hause. Um die Zeit, während derer die Patientinnen bei uns sind, nicht unnötig zu verlängern, bieten wir aber auch an, die Nadeln zu setzen, wenn eine andere Behandlung, beispielsweise eine Infusion, in Gange ist.

Und wie häufig sollte man sich einer Akupunktur unterziehen?
Lisa Markhardt: Üblicherweise kommen die Patienten anfänglich einmal in der Woche zur Akupunktur. Sobald sie auf die Therapie ansprechen und man eine gute Wirksamkeit sieht, können die Intervalle auf zuerst zwei, dann sogar vier Wochen ausgedehnt werden.

Gibt es Vorteile der Akupunktur, die Sie am Ende unseres Gesprächs noch besonders herausstreichen möchten?
Lisa Markhardt: Zwei Dinge scheinen mir besonders erwähnenswert. So kann die Akupunktur bei Beschwerden Linderung schaffen, die wie etwa Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie generell schwer mit anderen Medikamenten zu behandeln sind. Zudem ist die Akupunktur, mit wenigen Ausnahmen, für viele unserer Patientinnen und Patienten zugänglich und als Therapieoption zu empfehlen, gerade auch, weil sie keine Nebenwirkungen hat.