OTT: Das ZIO in der Vorreiterrolle
Die Onkologische Trainingstherapie OTT wirkt deutlich besser als eine reine Beratung, wie ein aktueller Artikel im «New England Journal of Medicine» beschreibt. Im Zentrum für integrative Onkologie ZIO ist sie seit Jahren ein wichtiger Bestandteil des Angebotes.
Inzwischen ist seit mehr als 20 Jahren gut belegt, dass Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen, insbesondere nach und während einer Chemotherapie, davon profitieren, wenn sie körperlich aktiv sind. Besonders günstig scheint ein Programm zu sein, welches individualisiert und strukturiert ist und gezielte Übungen für Muskelaufbau mit einem aeroben Ausdauertraining kombiniert. Ein solches bietet das ZIO seinen Patienten im Rahmen des onkologischen Trainingsprogrammes OTT an. Es wird rege genutzt und gelobt (siehe Interview mit Dirk Scharr vom ZIO).
Eine Arbeitsgruppe in Kanada hat vor mehr als 15 Jahren eine prospektive randomisierte Studie gestartet (CHALLENGE). Darmkrebs-Patienten erhielten nach Abschluss einer Chemotherapie, die auf eine Operation folgte, entweder lediglich eine pauschale Gesundheitsberatung inklusive Ernährungsempfehlungen und Empfehlung zur körperlichen Aktivität oder aber zusätzlich zur Beratung ein strukturiertes Bewegungsprogramm mit Anleitungen und wiederholtem Kontakt zu einer Beraterin und Motivatorin über insgesamt drei Jahre.
Signifikante Verbesserung
Das vorgängig festgelegte Ziel dieser Studie war das krankheitsfreie Überleben. In beiden Gruppen verbesserte sich die körperliche Leistungsfähigkeit. Die Verbesserung war jedoch in der Gruppe mit dem strukturierten Bewegungsprogramm signifikant grösser als in der Vergleichsgruppe.
Die Teilnahme an den empfohlenen und überwachten Übungseinheiten in der Bewegungsgruppe liess – nicht unerwartet – mit der Zeit erheblich nach und betrug nach drei Jahren noch 38 Prozent. Der Einfluss auf das Körpergewicht oder den Body-Mass-Index war nicht unterschiedlich.
Das krankheitsfreie Überleben wurde signifikant und klinisch relevant besser. Es lag nach fünf Jahren bei der Bewegungsgruppe bei über 80, bei der Vergleichsgruppe mit der Beratung bei knapp 74 Prozent (HR = 0,72). Auch das Gesamtüberleben wurde deutlich verbessert und lag nach acht Jahren bei über 90 Prozent im Vergleich zu etwas über 83 Prozent. Das ist ein erheblich grösserer Unterschied als der, welcher durch die Hinzunahme von Oxaliplatin zur Chemotherapie nach Operationen erreicht wird.
Zur Überlebensverbesserung führt im Wesentlichen, dass Rückfälle des Darmkrebses und Todesfälle durch andere Krebserkrankungen vermieden werden können. Sonstige Ursachen wie Herz-Kreislauf-Mortalität wurden nicht signifikant verringert.
OTT als anzustrebender Standard
Wir freuen uns sehr, dass nun auf höchstem Level belegt ist, dass die onkologische Trainingstherapie OTT einer reinen Gesundheitsberatung und Lifestyleempfehlung bezüglich Gesamtüberleben überlegen ist. In der wichtigsten medizinischen Zeitschrift der Welt wird damit eine Massnahme als anzustrebender Standard empfohlen, welche wir bereits seit Jahren anbieten und unseren Patientinnen nahelegen.
Aktuelle Studie zum Thema
Structured Exercise after Adjuvant Chemo-therapy for Colon Cancer; NEJM 01.06.2025
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40450658/
Dr. med. Albrecht Kretzschmar
Standortleiter am ZIO Glarus